
Die Kulturlandschaft
Das Alte Land ist eine Kulturlandschaft, eine von Menschen veränderte Naturlandschaft. Als solche ist das Alte Land geprägt durch unterschiedliche Eigenarten, wie die mehr als 400 Denkmale, die Siedlungsstruktur - und die Bekanntheit als größtes geschlossenes Obstanbaugebiet Nordeuropas.
Eine Kulturlandschaft ist eine Naturlandschaft, die von Menschen für Menschen verändert wurde. Das Alte Land ist ein Beispiel dafür. Seine Merkmale sind...
...die Bekanntheit: Das Alte Land gilt im In- und Ausland als Obstparadies. Und es ist das größte geschlossene Obstanbaugebiet Nordeuropas.
...die Fläche: Das Alte Land ist rund 170 Quadratkilometer groß, etwa 30 Kilometer lang und etwa 10 Kilometer breit.
...die Gliederung: Eingegrenzt ist das Alte Land im Nordosten durch die Elbe, im Nordwesten durch die Mündung der Schwinge sowie durch die Hansestadt Stade, im Südwesten durch einen Moorgürtel und im Osten durch die Marschsiedlung Moorburg. Die Gliederung des Alten Landes wird vorgegeben durch Este, Lühe und Schwinge als Nebenflüsse der Elbe. Sie bilden drei Bereiche: die Erste, Zweite und die Dritte Meile. Diese Bezeichnung besteht seit dem Mittelalter.
...die Schätze: Das Alte Land weist mehr als 400 Denkmale auf. Es hat zehn Kirchen. All die Türme der Kirchen geben dem Alten Land eine ganz spezielle Kontur. Ausstrahlung hat es ebenfalls durch die Baukunst, vor allem durch sein Buntmauerwerk, Fachhallenhäuser sind einige ihrer Attribute. Auffällig die Gebäude, aufwendig die Trachten. Die schmuckvolle Kleidung für besondere Anlässe hat noch heute ihren Stellenwert.
...die Siedlungen: Die Holländer, auch Holler genannt, waren es, die im 12. und 13. Jahrhundert die Marsch kolonisierten. Erst die Erste Meile, dann die Zweite und zum Schluss die Dritte – und so das Alte Land gründeten. Sie bauten Deiche gegen das Hoch- und Moorwasser, damit Ackerbau überhaupt möglich wurde. Die einzelnen Grundstücke ordneten sie linear an: An das Gehöft schloss sich die sogenannte Hufe an, die Wirtschaftsfläche. Der Wohntrakt des Gehöftes war zur Straße ausgerichtet, dahinter lag der Wirtschaftstrakt. Gestalterische Elemente an den Gebäuden: unter anderem die Giebelzier mit Schwan oder Pferdekopf, geometrische Muster in den Gefachen, Brauttür und Prunkpforte. Insgesamt sind rund 240 Siedlerstellen im Hollergebiet nachgewiesen – sie ergänzten die bereits vorhandenen Bauernstellen der Sachsen. Es gibt die Deichhufen-Dörfer, die sich an den Deichen herausbildeten. Es gibt die Marschhufen-Dörfer, die an Entwässerungsgräben wuchsen. Eben diese Gräben und auch die Flüsse bestimmten die Anordnung des Hauptverkehrsnetzes.
...die Deiche: Überschwemmungen und Sturmfluten hatten sie Stand zu halten. Sodass die Siedler ihre Nutzflächen bewirtschaften konnten. Die mussten dann aber auch den Deich, der an ihr Grundstück grenzte, pflegen. Es ging schließlich um die Sicherheit aller. Deichverbände, die bereits zu Zeiten der Holländerkolonisation gegründet wurden, hatten und haben die Deichaufsicht. Die Hauptdeiche im Alten Land erreichen eine Länge von rund 75 Kilometern, die Schutzdeiche an Aue/Lühe, Este, Oste und Schwinge bringen es auf etwa 100 Kilometer. Auf ihnen sind inzwischen Wanderwege angelegt. Der schützende Elbdeich selbst wird sogar auch geschützt: durch die Inseln, die dem Strom vorgelagert sind, wie Lühesand, Hanskalbsand und Hahnöfersand. Gäbe es sie nicht, würden die Wellen direkt auf den Deich treffen.
...die Ent- und Bewässerung: Elbe, Lühe und Aue, Este, Oste und Schwinge – viel Wasser fließt durch das Alte Land und an ihm entlang. Das mussten die Siedler in den Griff bekommen, um die Flächen urbar zu machen. Die Holländer als Kolonisten bauten nicht nur Deiche, sie legten auch Entwässerungssysteme in der Marsch an, lenkten das Wasser über Gräben und Deichschleusen in die Flüsse ab, die außerhalb der Deiche ihr Bett hatten. Bestandteile der Anlage nach Holländerart: Fleete als natürliche Wasserläufe, Wettern als von Menschenhand angelegte Gräben und Kanäle sowie Deichtore in Form von Schleusen als zweitorige Durchlässe und in Form von Sielen als eintorige Klappen. Seit dem 19. Jahrhundert sind Pumpwerke im Einsatz, später wurden Schöpfwerke installiert. Sie können den Wasserstand senken, um beispielsweise Staunässe an den Obstbäumen zu verhindern. Und sie können den Wasserstand anheben, um beispielsweise Wasser für die Frostschutz-Beregnung der Obstbäume zu bevorraten. Im Alten Land ist im Laufe der Jahrhunderte ein umfangreiches Be- und Entwässerungssystem wirksam geworden.
...der Obstanbau: Von den Holländern, die das Alte Land im 12. und 13. Jahrhundert kultivierten, waren die Hofstellen mit Nutzflächen ausgestattet worden. Zunächst dienten sie dem Ackerbau, dann mehr und mehr dem Anbau von Obst. Der fruchtbare Boden und das milde Klima begünstigen das Wachsen von Äpfeln, Kirschen, Birnen, Zwetschen, Pflaumen. Wobei die Äpfel an erster Stelle auf der Liste der Produktpalette im Alten Land stehen.